Interview mit Eberhard Spangenberg besitzer von “Garibaldi”

Eberhard Spangenberg Besitzer von "Garibaldi"
Eberhard Spangenberg besitzer von “Garibaldi”

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München: Seit über 30 Jahre ist „Garibaldi“ die Top-Adresse für hochwertige Weine, Spirituosen und Lebensmittel aus Italien in Deutschland. Wir haben Eberhard Spangenberg in seinem Garibaldi-Filiale in der Frohschammerstraße 14 getroffen.

Herr Spangenberg, wieso haben Sie den Namen „Garibaldi“ für Ihre Weinhandlung gewählt?
Als wir einen Namen gesucht haben, hat mir ein Freund empfohlen, einen zu finden, den jeder mit Italien identifiziert. „So wie Garibaldi“, hat er gesagt. Ich habe die Idee gut gefunden und den Namen behalten. Obwohl niemand eine klare Vorstellung von Garibaldi hat, außer dass er ein Freiheitskämpfer war, identifiziert man ihn auf jeden Fall mit Italien.

Hat der Name zum Erfolg Ihres Geschäftes beigetragen?
Ja, natürlich. Die Italiener fragen mich immer wenn ich in Italien bin, warum ich meinen Laden Garibaldi genannt habe. Sie finden es zu politisch, aber mich stört es überhaupt nicht.

Wie ist die Situation für italienische Weine auf dem deutschen Markt?
Man muss unterscheiden. Der deutsche Markt ist zwischen Norden und  Süden geteilt. Süddeutschland ist sehr Italienfreundlich, besonders München und Bayern. Italien ist immer noch das größte Importland für Bayern. Insofern haben italienische Weine einen sehr guten Ruf. Das Schöne an Italien ist, dass mit dem Wein auch ein Stück Lebensart und mediterranes Gefühl transportiert wird. In München gibt es eine ausgeprägte italienische Gastronomielandschaft. Früher hatte die Gastronomie relativ schlechte Weine, aber jetzt ist eine riesige Weinkultur entstanden. Das finde ich gut.

Hat die italienische Wirtschaftskrise den deutschen Markt beeinflusst?
Ja, man spürt natürlich die Krise seit Jahren. Unsere Weinhandlung hält dagegen und wir haben weiterhin Erfolg. Trotzdem hat Italien für manche Deutsche ein bisschen Glanz verloren. Schon durch Berlusconi, den viele Deutsche nicht mögen, aber auch wegen den immer höheren Preisen in Italien, die nicht immer mit gebotenen Leistung entspricht. Viele Touristen fahren lieber nach Kroatien. Man spürt die Krise schon. Im August gibt es am Strand noch freie Plätze, in Restaurants freie Tische, es gibt weniger Touristen und die Stimmung hat sich eingetrübt.

Eberhard Spangenberg und Ladengeschäft in Marienplatz: Burgstraße 2 80331 München
Eberhard Spangenberg und Ladengeschäft in Marienplatz: Burgstraße 2 80331 München

Ist ihr Geschäft auch von der Krise betroffen?
Q
ualitativ hochwertige Produkte gehen immer gut. Ich habe großes Glück. Ich arbeite mit mittelständischen Betrieben und mit den besten Winzern Italiens zusammen. Diese Winzer exportieren im Jahr in bis zu 70 Länder weltweit. Sie sind weltgewandt, machen fantastische Weine und sind überhaupt nicht abhängig von dem italienischen Binnenmarkt. Insofern lebe ich auf der Sonnenseite Italiens.

Nach welchen Kriterien wählen Ihre Kunden die Weine aus? Was ist für sie wichtig bei der Entscheidung?
Das Wichtigste ist, glaube ich, dass sie eine sehr gute Beratung bekommen. Meine Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet und fragen die Kunden für welche Anlässe man den Wein braucht. Ist der Wein für Gäste oder für jeden Tag? Wie viel soll er kosten? Zu welchem Essen soll er passen? Zu Lamm oder zu einer Pasta? Welcher Wein passt zum Dolce oder welcher Wein ist für ein Fest geeignet? Deswegen kommen die Leute seit über 30 Jahren zu uns und lassen sich ausführlich beraten.

Wie kalkulieren Sie die Preise und welche Marketing-Aktionen haben Sie?
Wir arbeiten kaum mit Rabatten. Da sind wir gar nicht italienisch. „Paghi due prendi tre“ gefällt mir nicht. Wir versuchen ein gerechtes Preis-Leistungsverhältnis zu haben, und wir versuchen auch, dass der Kunde für sein Geld auch einen angemessenen Wert bekommt. Wir machen kein „Fake“. Es gibt Händler die kalkulieren die Preise ganz hoch und geben anschließend 50% Rabatt. Die meisten Werbungen im Internet sind so. Bei uns gibt es so etwas nicht. Wir haben Aktionen wiebeispielsweise den „Wein des Monats“ mit einem günstigeren Preis. Wir wollen die beste Qualität bieten und nicht den größten Rabatt.

Sie verkaufen nicht nur, sondern organisieren auch Weinveranstaltungen.
Seit 20 Jahren machen wir immer im November (dieses Jahr am Sonntag, den 9. November) eine große Weinverkostung. Zum Teil laden wir unsere Stammwinzer ein wie Aldo Conterno oder Argiolas, die wir immer schon im Programm haben und zum Teil neue Winzer. Dieses Jahr haben wir das biodynamische Weingut Cefalicchio, Pievalta zu Gast, den hervorragenden Luganer von Pratello, mit ganz neuen schwefelfreien Weinen von Villa Crespia und viele mehr.
Der Eintritt kostet 30€ aber dafür können Sie die feinsten Weine Italiens probieren, die an die 200€ pro Flasche kosten.
Zu dieser Tradition gehört auch der große Reisanbieter Gabriele Ferron aus Verona, der für die Gäste umsonst verschiedene Arten Risotto kocht. Risotto ist eine sehr gute Grundlage für die Weinprobe. Früher war die Veranstaltung für Privatkunden und Gastronomen getrennt. Heute führen wir sie bei den Veranstaltungen alle zusammen. Es ist einfach ein schöner Treffpunkt und ein großes Fest.

Gibt es große Unterschiede zwischen Winzern aus Nord-, Zentral-, oder Süd-Italien?
Das schöne am Wein ist, dass er so unterschiedlich ist. Der Markt im Süden ist ein bisschen hinter den anderen Regionen zurück. Der Wein-Boom begann vor dreißig, vierzig Jahren in der Toskana. Dann kam der Piemont, dann die südlichen Regionen wie Sardinien, Apulien und Sizilien. In Sizilien können jetzt die jungen Winzer von Null anfangen, indem sie viel größere Flächen kaufen, moderne Technik einführen und mehr Innovation einbringen. Sie haben keinen Vater, der ihnen sagt: „Du musst es machen wie dein Großvater“. Im Norden wie Piemont oder Toskana ist die Tradition länger.

Gibt es noch Regionen, die ihr Potential noch nicht ausgeschöpft haben?
Ich würde sagen, es gab immer schon Weine die ich für unterbewertet hielt. Und ich glaube, dass diese eine große Zukunft vor sich haben. Ich glaube aber nicht, dass es noch extreme Entdeckungen geben wird. In den letzten 15 Jahren ist das Ätna-Gebiet in Mode gekommen. Da gibt es sehr gute Weine. Aber ich denke, dass die Verdicchio-Rebe aus den Marken, für die ich mich immer eingesetzt habe, eine völlig unterschätzte Rebsorte ist. Auch die Abruzzen mit Trebbiano, Montepulciano und Pecorino haben ein großes Potential. Wir sind dennoch nicht mehr in den Aufbaujahren, wo alles neu war. Die ganze Weinwelt ist im Großen und Ganzen erschlossen.

Nach so vielen Jahren im Geschäft und so viel Erfahrung – gibt es etwas in Ihrem Job, dass Sie noch überrascht?
Ich bin immer wieder überrascht, wenn junge Weinmacher sehr gute Weine herstellen. Ich bin auch immer wieder überrascht über die hohe Qualität der italienischen Lebensmittel und Rohstoffe. Wir haben auch die „Cucina Garibaldi“ und ich möchte unser Programm Richtung Lebensmittel weiterausbauen.

Wie sehen Sie die Zukunft der italienischen Wirtschaft trotz der Krise?
Ich sehe die Zukunft schon optimistisch, aber Italien muss sich modernisieren, internationaler werden. Die Leute müssen mehr Sprachen lernen und sich mit anderen Kulturen auseinandersetzen. Ein bisschen Selbstgefälligkeit aufgeben. Italiener sind optimistisch, lebensnah, kommunikativ, lieben Essen und Trinken, lieben Kinder und haben Musik im Leben. Aber sie geben gerne den anderen die Schuld. Ich höre von Italienern immer wieder, dass die Krise Schuld an dem Staat ist, an den Parteien, an der Politik ist. Aber das ist zu einfach. Du bist es selber: Politik fängt bei dir zu Hause an. Man muss sich selbst ändern, nicht die Anderen.

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